Bundesweite Wanderausstellung:
Betroffene arbeiten Geschichte der Berufsverbote und der politischen Verfolgung auf
Im ver.di-Bildungs- und Tagungszentrum Walsrode wird in der Zeit vom 16. Juli bis zum 27. September von der Niedersächsischen Initiative gegen Berufsverbote erstmalig eine bundesweite Wanderausstellung mit dem Titel "Vergessene" Geschichte: Berufsverbote - Politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland der Öffentlichkeit präsentiert.
Erstellt wurde die Ausstellung, die in der Folgezeit in Gewerkschaftshäusern, Bildungseinrichtungen, Schulen, kirchlichen Räumen, Rathäusern und ggf. auch in Landtagen gezeigt werden soll, von sechs vom Berufsverbot betroffenen niedersächsischen Lehrerinnen und Lehrern. Unterstützt wurden sie bei ihrem einmaligen Projekt, das 20 Ausstellungstafeln und eine Begleitbroschüre umfasst, u. a. vom DGB-Bezirk Niedersachsen - Bremen - Sachsen-Anhalt, der GEW Niedersachsen, dem Bildungswerk ver.di. sowie namhaften Autoren, Künstlern und Fotografen.
Anschaulich zeigt die bundesweite Wanderausstellung die Kontinuität von Verfolgung und Repression auf, wobei sie auf historische Vorbilder und Konsequenzen der Politik der Einschüchterung verweist - von den "Göttinger Sieben", über die "Sozialistengesetze" bis zum Umgang des NS-Regimes mit oppositionellen Kräften. Die bundesdeutsche Entwicklung nimmt breiten Raum ein: Nachkriegsjahre, die Zeit der Militarisierung und Repression, Post- und Telefonüberwachung bis hin zur Studentenbewegung. Die verfassungswidrigen Berufsverbote der 1970er und 1980er Jahre werden detailliert dargestellt. Die internationale Solidarität und die heutigen Forderungen der Betroffenen nach Rehabilitierung , einige von ihnen werden selbst gegenwärtig noch mit Rentenkürzungen abgestraft, sind ebenfalls Bestandteil der Ausstellung.
„Berufsverbote in Niedersachsen“
I N F O R M A T I O N und D I S K U S S I O N
mit Betroffenen und Gästen
– Präsentation Berufsverbote in Niedersachsen
– die Betroffenen und AusstellungsautorInnen Matthias Wietzer und Cornelia Booß-Ziegling stellen ihre Fälle vor
– politische Gäste kommen zu Wort:
Stefan Körner, Landesvorsitzender Bd. 90/Die Grünen
SPD-Vertretung angefragt
Gundi Müller, GEW-Bezirksvorsitzende
– Publikumsdiskussion mit allen Teilnehmenden
Donnerstag, 23.8.2018 um 19 Uhr
ver.di-Bildungs- und Tagungszentrum Walsrode, Sunderstr. 77
Weitere Informationen:
Konzept, Recherche und Texte der Ausstellung: Cornelia Booß-Ziegling (Hannover), Hubert Brieden (Neustadt), Rolf Günther (Hannover), Bernd Lowin (Dransfeld), Joachim Sohns (Oldenburg), Matthias Wietzer (Hannover)
Unterstützer der Ausstellung: DGB Kreisverband Heidekreis, GEW Landesverband Niedersachsen; Bildungswerk ver.di; Bildungs- und Förderungswerk der GEW im DGB e.V.; Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen e.V.
Mit der Zielsetzung linke Kritiker aus dem öffentlichen Dienst fernzuhalten bzw. durch entsprechende Maßnahmen einzuschüchtern und abzuschrecken, verabschiedete die Konferenz der Ministerpräsidenten am 28. Januar 1972 den sogenannten Radikalenerlass. Die Folgen: Etwa 3,5 Millionen Personen wurden politisch überprüft. Die Geheimdienste meldeten den Einstellungsbehörden zwischen 25 000 und 35 000 "verdächtige" Bewerber*innen. Mehr als 10 000 Berufsverbotsverfahren wurden eingeleitet, etwa 2 250 Bewerber*innen nicht eingestellt und 256 Beamt*innen entlassen. Die Dunkelziffer dürfte erheblich höher liegen.